Der Bau eines Freigeheges für Europäische Landschildkröten (Grundsätzliches)

Einleitung

Bevor man mit dem Bau eines Freigeheges beginnt, sollte man sich einige Gedanken über die natürlichen Lebensräume und der Lebensweise unserer Europäischen Landschildkröten (Testudines) machen.

In ihrem riesigen Verbreitungsgebiet bewohnt die Griechische Landschildkröte recht verschiedene Lebensräume. Manchmal findet man die Tiere sogar im Schilfgürtel von Gewässern, meist aber in durch Ziegen- und Schafbeweidung offen gehaltenen Graslandschaften, die viele kleinere und größere Gebüsche aufweisen. In dichter bewachsenen, eher waldartigen Gebieten sind sie besonders am Rand kleiner Obstgärten zu finden, wo die Sonne auf den Boden scheinen kann. Das ursprüngliche Vorzugsbiotop ist wohl die in Griechenland als Phrygaena, in Frankreich als Macchia oder Garrigue bezeichnete Landschaft mit vielen Sträuchern, aber auch offenen Bodenstellen. Es ist auffällig, dass diese Art fast immer bergiges Gelände bewohnt und sehr offene Flächen und auch landwirtschaftlich intensiv bewirtschaftete Gebiete meidet. Genauere Beobachtungen haben gezeigt, das die Jungtiere feuchte Biotope bewohnen und wesentlich versteckter leben als die Erwachsenen (Artner et al. 2000).

 

 

Die Lage des Geheges

Die beste Lage für ein Freigehege ist der sonnigste Platz ihres Grundstücks (voll südexponierte Lage). Ist dies nicht möglich, sollte mindestens Ostsüdost und Südost möglich sein. Durch die bei uns häufig auftretenden Winde aus westlichen Richtung ist eine Südwest-Lage nicht zu empfehlen. Die Morgensonne ist für das Aufwärmen der Tiere wichtiger als die Abendsonne. Eine Anbindung an eine bestehende Mauer aus Stein bietet Windschutz und verbessert oft durch die bis in die Nacht abgegebene Strahlungswärme das Klima im Gehege. Auch sollte man auf Schatten von Gebäude und Bäume achten, die besonders in den Frühjahrs- und Herbstmonaten durch die tiefer stehende Sonne für eine ungenügende Bestrahlung sorgen und damit das Klima negativ beeinflussen können.

Die Größe des Geheges

Ein Freigehege kann niemals zu groß sein. Je größer das Gelände, umso besser ist ein natürliches Habitat nachzustellen. Es sollte aber überwach- und kontrollierbar bleiben. Um eine ausreichende Strukturierung zu schaffen, empfiehlt sich bei einem Besatz von einem Männchen und 4 Weibchen eine Mindestgröße von ca. 20m²

 

Der Bau eines neuen Freigehege

 

Das neue Gehege ist Richtung Süd ausgerichtet und der sonnigste Platz in unserem Grundstück.

 

 

 

 

 

 

 

Es hat eine Größe von 11 x 5 Meter. Vorgesehen ist es für 1 Männchen und 4 Weibchen der Rasse Testudo hermanni boetgerii.

Als Umfriedung wählten wir einen 80 cm hohen Holzzaun. Dieser dient weniger um Ausbruchversuche zu vermeiden, sondern soll gewährleisten das unser Schildkrötenwachhund 

                                                          

 

                                                                    Leider ist unsere Anka am 21.03.2006 beim Tierarzt

                                                                    nach einer Operation verstorben.

 

 

 

                                                                      Leider ist auch unser Rocko am 13.05.2010 nach langer

                                                                      Krankheit verstorben.

 

 

 

und Kinder die gelegentlich bei uns vorbeischauen keinen Zutritt ins Gehege erhalten.

 

 

 

Aufbau der Umfriedung

 

Um Untergrabungen zu vermeiden ließen wir 30cm tiefe Rasenkantensteine und 7cm dicke Betonpflastersteine ins Erdreich ein. Auf diesen befindet sich der 80cm hohe Holzzaun. Eine 30cm hohe Rollpalisade dient als Sichtschutz und vermeidet Ausbrüche der Tiere. Die Ecken der Umzäunung sind durch nach innen Stehende Ränder besonders gesichert. Um die Möglichkeit zu haben mit einer Schubkarre das Gehege hineinfahren zu können, haben wir die Umfriedung mit einem Eingang versehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

                  

Der Legehügel

 

Der Legehügel hat einen Durchmesser von ca. 2m und ist 45cm hoch (Neigungswinkel 30-45°). Er befindet sich an der Stelle mit der längsten Sonneneinstrahlung. Die Umrandung ist aus Kieselsteinen erstellt. Er wird mit lockeren Gartenerde und Rindenhumus aufgefüllt: diese Substrat wird zur Gewährleistung einer guten Grabfähigkeit 1:1 mit Sand vermischt. Diverse Kräuter z.B. Lavendel haben wir zum Schutz gepflanzt.

 

 

 

 

Bild folgt

 

 

 

 

Die Futterstelle

 

Um den Tieren nicht den Anreiz der Futtersuche zu nehmen, haben wir auf einen festen Futterplatz verzichtet. Wir reichen das Futter in transportablen Futterschalen, die immer an einer anderen Stelle der Anlage aufgestellt werden. Die Futterschalen sind aus glasiertem Ton und haben den Vorteil,  dass sie gut zu Reinigen sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Trink- und Badestelle

Eine im Boden eingelassene Tonschale ca. 50cm wird von unseren Tieren gerne als Trink- und Badequelle genutzt. Auch sie wird mehrmals am Tag gereinigt und neu gefüllt.

                                                                    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Einrichtung

 

Das Gehege sollte gut strukturiert sein. Sehr wichtig sind Schattenplätze, an denen sich die Schildkröten vor der Mittagshitze zurückziehen können: diesen Zweck erfüllen in unserer Freilandanlage hohle Baumstämme, die in ihrem Inneren ein günstiges Mikroklima aufweisen. Da viele Pflanzen von den Tieren gefressen oder geschädigt werden haben wir uns für Zwergkiefer, Lavendel, Thymian und Heidekraut entschieden. In der übrigen Anlage säten wir Futterpflanzen z.B. verschiedene Gras- und Kleesorten, Löwenzahn, Wegwarte, Spitz- und Breitwegerich, Fetthenne und Vogelmiere. (Um den Bedarf der Tiere an Futter zu decken wird von uns zugefüttert)

 Einige Stein- und Felsplatten dienen an den Sonnenplätzen als Wärmespeicher. Ein Erdhügel dient als Eiablageplatz der Weibchen. Bei schlechtem Wetter können die Tiere Schutz in einem Frühbeet suchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schutzhütte

 

Im Gehege befindet sich eine Schutzhütte. Sie ist so angelegt, das sie vom Legehügel und vom übrigen Gehege aus zu erreichen ist. Sie ist im Gehege erhöht angeordnet, somit kann der Niederschlag besser ablaufen und der Innenraum bleibt trocken. Zwei integrierte Strahler mit 60W starkem Halogenleuchtmittel erleichtert das morgendliche Aufwärmen und temperiert gleichzeitig die Schutzhütte. Um eine Überhitzung zu vermeiden, sorgen zwei automatische Öldruckheber durch Aufstellen des Deckels für die nötige Belüftung.